Bildung: Pauken im Latein-Camp der ACADEMIA LINGUAE
– Presseartikel 4. September 2024, 13:20 Uhr
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Paulina Bank studiert selbst noch und lehrt Gymnasiasten spielerisch Latein.(Foto: Robert Haas)
Freiwillig ist keiner gekommen. Und trotzdem hilft den Schülerinnen und Schülern das konzentrierte Arbeiten sechs Stunden täglich – das zeigt sich schnell.
Von Ellen Draxel
Der Tennisball fliegt quer durchs Klassenzimmer. „Quirin, erste Person Singular Präsens von dicere“, sagt Lehrerin Paulina Bank. Der Siebtklässler kennt die Antwort, sein „Dico“ kommt ohne Zögern. Mit dem nächsten Ballwurf werden andere Zeiten abgefragt, Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I und II. Nicht alles sitzt bei den Schülerinnen und Schülern, aber vieles.
Es ist Tag zwei eines Latein-Camps in Haidhausen. 25 Jugendliche, aufgeteilt in zwei Gruppen, sind in dieser letzten Woche der Sommerferien in die Katholische Stiftungsfachhochschule gekommen, um ihre Lateinkenntnisse vor Beginn des neuen Schuljahres noch einmal aufzufrischen. Die Sprachschule Academia Linguae bietet die Kurse an, in Anfänger und Fortgeschrittene eingeteilt lernen die jungen Leute sechs Stunden täglich von Montag bis Freitag die Sprache der Römer. Freiwillig allerdings ist keiner der Teilnehmer hier. Ihre Eltern hätten sie angemeldet, erzählen die Gymnasiasten. Die Latein-Notenskala der Schüler reicht von drei bis sechs. Spaß am Grammatikpauken? „Latein ist Folter“, findet Laura.
Und dennoch: Bereits nach einem Tag sei „offensichtlich viel hängengeblieben“, konstatiert Dozentin Bank. Verben hätten sie am ersten Tag wiederholt. Sämtliche Konjugationen inklusive aller Zeiten – in Latein ist das eine Menge. „War für viele schon eine komplette Überforderung.“ Aber der kurze Test am Dienstagmorgen zeigt: Die Dauerkonfrontation zahlt sich aus, viele Endungen sitzen, die Hilfsverben, auch Stammformen.
Später wird noch übersetzt, ein Text für Fünftklässler, es geht um den Untergang von Pompeji. Drei Minuten haben die Teilnehmer Zeit, alle Verben zu markieren. Das Grundverständnis, wie Sätze in der lateinischen Sprache entschlüsselt werden müssen, steht im Vordergrund.
Beim Deklinieren der sechs Fälle dürfen die Schülerinnen und Schüler dann wie beim Himmel-und-Hölle-Spiel vorwärtshüpfen. Latein üben kann auch Spaß machen. „Die Lernatmosphäre ist besser als in der Schule“, meint Mia. Und Antal ergänzt, man habe eben keine anderen Fächer an diesen Tagen, die von der Konzentration ablenken.
Für Paulina Bank, die noch studiert, ist Latein alles andere als antiquiert. „Latein ist die Basis für so viele Sprachen“, sagt die 24-Jährige. „Ich habe noch Spanisch gelernt, das ging aufgrund meiner Lateinkenntnisse echt schnell.“ Die Schülerinnen und Schüler sind dagegen eher von der Historie fasziniert. „Uns interessiert das Römische Reich“, erklärt Laura, „deshalb haben wir Latein gewählt.“ Auch solch eine Zeitreise in die Ursprünge unserer Zivilisation will ihre Feriencamp-Lehrerin noch mit ihnen machen. Mit einem „kleinen Filmchen“.